Eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht zukunftsfähige Höfe, sowie engagierte Menschen, die nachhaltige Geschäftsmodelle ausprobieren und umsetzen. Genau das machen Inkubator-Höfe möglich. Sie helfen denen, die den Schritt wagen, einen Landwirtschaftlichen Betrieb(szweig) zu übernehmen oder zu gründen, sowie bestehenden Betrieben eine Hofnachfolge oder eine Leitung für Betriebszweige zu finden und ihr Wissen weiterzugeben.
In Deutschland werden sogenannte Inkubatoren bereits zur allgemeinen Förderung der Unternehmensgründung eingesetzt. Was bislang nicht existiert, ist ein Inkubator-Konzept für die Landwirtschaft. Schon wohl erprobt ist das Modell der Inkubator-Höfe bereits in Frankreich, England, Kanada und den USA.
Konkret geht es um die Schaffung eines fruchtbaren Gründungsklimas und Orte, an denen Gründer:innen sich sowohl als Unternehmer:in aufstellen, als auch ihre Vorhaben erproben und weiterentwickeln können. Gründer:innen sind hier Menschen, die eine konkrete Idee für ihr landwirtschaftliches Projekt haben. Der Businessplan wird geprüft und mit den Voraussetzung auf den beteiligten Betrieben gematcht. Die ein bis zweijährige Trainingsphase findet auf einem passenden Betrieb statt, der die nötige Infrastruktur zur Erprobung der Gründungsidee mitbringt. Neben mentorieller Begleitung gibt es innovative, maßgeschneiderte Unterstützungsangebote.
Neben der Unterstützung von ausgebildeten Landwirt:innen und Gärtner:innen auf dem Weg zur Existenzgründung bietet das Modell ein sehr hohes Potential als Instrument um Quereinstiege zu fördern. Gerade hierfür gibt es in Deutschland keine attraktiven Programme, obwohl die Nachfrage rasant steigt. Sogenannte Externen-Prüfungen setzen eine mehrjährige Praxiserfahrung auf einem Betrieb voraus (1,5 mal der Zeit einer regulären Ausbildung, BBIG), es gibt keine Berufsbegleitenden Einstiegsmöglichkeiten für Existenzgründer:innen in der Landwirtschaft. Auf der anderen Seite bringt gerade die Zielgruppe der Quereinsteiger:innen ein hohen Grad an Innovation, Kreativität in landwirtschaftliche und gärtnerische Unternehmen. Quereinstieg ist so nicht nur eine Perspektive für ein eher urbanes junges Publikum sondern auch eine große Chance zur Belebung des ländlichen Raumes.
Das Netzwerk Ackerstarter soll bundesweit Akteure verbinden, die für gelingende Existenzgründungen in der Landwirtschaft gebraucht werden. Das sind Organisationen aus dem Bereich Bildung und Beratung, Bodenträger, Verwaltung, Finanzierung, sowie regional verankerte Verbände und Vereine zur Förderung von Existenzgründung in die Landwirtschaft.
Bereits involvierte und von der Idee begeisterte Organisationen und Projekte sind folgende:
In Frankreich sind bereits mehr als 50 Inkubator-Farms (dort Espaces-Tests-Agricoles – ETA) aktiv und weitere 30 in Planung. Dort können Junglandwirt*innen und Quereinsteiger*innen ihr landwirtschaftliches Projekt unter realen, jedoch gesicherten Rahmenbedingungen für maximal drei Jahre testen und anpassen. Dies erfolgt unter realen Bedingungen, die Lernenden generieren Einnahmen, von denen sie ihren Lebensunterhalt bestreiten und die Kosten für Pacht und ggf. Maschinenmiete bezahlen können. Die regionale Verankerung des eigenen Projekts durch die Hilfe des bereits verankerten Betriebs ist ein weiterer Effekt, der den oft schwierigen Einstieg als „Neuer“ in das soziale Netz einer Gemeinde erleichtert. Die Lernzeit dient so als Instrument um auf die Zukunft als Bauer/Bäuerin oder Gärtner:in vorzubereiten. Schaut für mehr Infos hier:
Zunächst werden Interessierte Betriebe und Gründungswillige durch lokale Organisationen miteinander verbunden, die Gründungsideen evaluiert und der passende Ort zur Erprobung gefunden. Die praktischen Lernerfahrung auf dem Betrieb, kann durch ein breites Angebot an Beratung, Schulung und anderen Dienstleistungen unterstützt werden, welches die Partnerorganisationen des Inkubator-Netzwerks zur Verfügung stellen.
Zur Praxiserprobung der Gründungsvorhaben sind Entwicklungsräume auf existierenden landwirtschaftlichen Betrieben nötig. Lernende bekommen dort „Wirtschaftsgrundlagen“ wie Flächen, Gebäude sowie Maschinen zur Verfügung gestellt, die sie nutzen, um ihr Betriebskonzept über einen befristeten Zeitraum umzusetzen, anzupassen und evaluieren zu können. Im Kontrast zu einer klassischen Ausbildung auf einem Betrieb und einer Berufsschule, sind die Trainees von Beginn an auch wirtschaftlich tätig, sie übernehmen Verantwortung und erzeugen Produkte, vermarkten diese und führen in dem geschützten Rahmen des Inkubator-Betriebes einen Betrieb(szweig), bzw. einen Betrieb im Betrieb, den sie später entweder erfolgreich erprobt komplett übernehmen, oder das Geschäftsmodell durch eine eigene Betriebsgründung an einem anderen Standort aufbauen.
Die FarmTrain Plattform wird der Ort an dem sich alle Parteien finden können. Betriebe stellen sich vor - Rahmenbedingungen vor Ort, Betriebsmodell, Aktivitätsfelder werden in eine Datenbank aufgenommen. So können Gründungswillige durch verschiedene Filter und die Verortung der Betriebe auf einer Karte den für sie passenden Betrieb finden. Die Plattform dient so zum einen als Werkzeug für lokale Ansprechpartner um die Betriebe und Trainees zu verwalten und erste Passungen herauszufinden, zum anderen vernetzt sie die Betriebe untereinander und ermöglicht einen Austausch zwischen Praktiker:innen.
Während der Traineephase werden die Gründer*Innen begleitet durch Mentor:innen (sowohl auf dem Betrieb, als auch durch Externe), die wertvolles Erfahrungswissen zur Verfügung stellen und in regionale Netzwerke einführen.
Durch ein komplementäres Berater:innenteam werden Fach- und Prozessberatung angeboten. Die maßgeschneiderten Beratungsangebote und Formate (Einzel, Tandem, Gruppe) verfolgen den Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe und befördern die Fähigkeit zur selbstständigen Problemlösung.
Die Junglandwirt:innen haben begleitend durch ein auf die Bedarfe zugeschnittenes Programm aus Weiterbildungsangeboten die Möglichkeit den unternehmerischen Handlungsspielraum durch neues Wissen und neue Fertigkeiten zu erweitern.
Ein Netzwerk mit Einbindung in das lokale Wirtschaftsgeschehen knüpft an die langfristige Zusammenarbeit und Partnerschaften mit relevanten Akteuren (der Land- und Ernährungswirtschaft, vor- und nachgelagerter Bereich, der Politik, der Wissenschaft & auch Verbraucher*innen) vor Ort an.
Im Anschluss an die Inkubator Traineephase können die Gründer*Innen fundiert eine Entscheidung treffen, ob und inwiefern sie ein landwirtschaftliches Projekt starten (Hofübernahme, Betriebszweiggründung). In Frankreich gründen etwas ⅔ der Trainees nach der Inkubationsphase einen eigenen Betrieb, der Rest entscheidet sich entweder gegen eine landwirtschaftliche Laufbahn, bzw. für eine Anstellung in einem bestehenden Betrieb, ohne leitenden Funktion. Auch die Wahl einer Anstellung oder einer Umorientierung können als Erfolge gezählt werden. Die Traineephase erlaubt Fehler zu machen und beugt Desillusionen vor.